Waldbrände in den Nationalparks Sächsische und Böhmische Schweiz
Im Juli 2022 ist nun das geschehen, was viele schon länger befürchteten. In den Nationalparks Sächsische und Böhmische Schweiz brennt es. Es ist nicht das
erste Mal, aber dass es innerhalb kurzer Zeit direkt an den beiden großen Touristen-Hotspots des Elbsandsteingebirges aufsehenerregende Waldbrände gab, das ist neu. Seit einer Woche kämpfen über
1000 Einsatzkräfte beidseits der Grenze gegen das Feuer. Zwei Dutzend Hubschrauber schöpfen Wasser aus der Elbe, um es über den Brandfläche abzuwerfen. Selbst Löschflugzeuge aus Italien und
Schweden kamen zum Einsatz.
Aktuelle Einschränkungen für Besucher:
- Ab Samstag 13.8.22 fährt die Kirnitzschtalbahnwieder. Nördlich der Kirnitzschtalstraße, die auch wieder genutzt werden kann, darf gewandert werden.
- Ab Sonntag, den 7.8.22, besteht das Wald-Betretungsverbot nur noch für das Einsatzgebiet, also den „Nationalpark Hintere Sächsische
Schweiz“.
- B172 zwischen Bad Schandau und Hřensko einschließlich Grenzübergang gesperrt.
- Nationalpark Böhmische Schweiz ist nur zwischen Hřensko, Janov und Vysoká Lípa (bis etwa zur "Böhmischen Straße") gesperrt. Restliche
Gebiete sind zum Wandern erlaubt.
- touristische Ausflugsziele haben offen.
- Forststeig einschließlich der Trekkinghütten und -plätze ist nun wieder offen.
- Mitte-Ende August wird in Waldgebieten um den Zschirnstein per Flugzeug gekalkt - dort gibt es zeitweise vor Ort ausgeschilderte Einschränkungen.
Möglich sind in der Sächsischen Schweiz z.B.: Dampferfahrten, Paddeln und Radfahren an der Elbe, Felsenbühne Rathen, NationalparkZentrum Bad Schandau, Festung Königstein, Burg Hohnstein, Stadtbummel in Pirna oder Dresden.
Ideen für Ausflüge nach Tschechien z.B.: Wanderungen in Tisa, auf den Hohen Schneeberg. Geheimtipp: Böhmisches
Mittelgebirge...
Waldbrände in der Sächsischen Schweiz unter Kontrolle (5.8.22)
Die Situation im Waldbrandgebiet Nationalpark Sächsische Schweiz bleibt angespannt. Die Hitze ist eine große Belastung für die Feuerwehrleute. Längerer, ergiebiger Regen ist auch nicht in Sicht. Glutnester im Boden sind weiterhin das größte Problem. Dadurch entstehen immer wieder kleinere Feuer. Bisher konnten diese schnell entdeckt und dadurch rasch gelöscht werden.
Aufgrund der weiter anhaltenden trockenen Wetterlage und der weiterhin bestehenden We3tterlage wird das Betretungsverbot der sächsischen Wälder im Landkreis weiter aufrecht erhalten. Derweil kann man in Tschechien wunderbar wandern gehen.
Tipp: Bericht über den Löscheinsatz und die Lage am Kleinen Winterberg
Waldbrandsituation in der Hinteren Sächsischen Schweiz - die Lage am Wochenenende 30./31.07.2022
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Lage unverändert angespannt ist. Es gibt mehrere Brandherde, die überwacht werden. Dabei wurden auch Drohnen eingesetzt.
Mittels Barrieren und durch die eingesetzten Löschflugzeuge und Hubschrauber konnten die Brandbereiche weitestgehend eingegrenzt werden.
Es hat sich gezeigt, dass das Feuer in der Humusschicht des Waldbodens in teilweise 40-50 cm Tiefe wandert. Daher bauen die Kameraden an natürlichen
Brandausbreitungshemnissen wie Waldwegen Barrieren auf, um die Ausbreitung dieser "Glutnester" zu stoppen und so die Feuer weiter einzugrenzen. Dafür wird der Boden mit Hacken und Dunggabeln per
Hand aufgerissen und mit einem Hubschrauber ein spezielles Wasser-Netzmittel-Gemisch abgeworfen. Dieses bildet einen Schaumteppich, der besser in den somit aufgelockerten Boden eindringen kann.
Mit dieser Maßnahme sollen Brandbereiche weiter abgeriegelt werden, um so dem Feuer die Nahrung zur Weiterverbreitung zu entziehen. Auch die Mitarbeiter des Nationalparks sind auf deutscher Seite
in nachgelagerten Bereichen des "Operationsgebietes" aktiv, um die Brandbekämpfung mit Forstmaßnahmen zu unterstützen.
Zwölf Löschhubschrauber sind tagsüber unentwegt im Einsatz. Am Wochenende habe zwischen 360 und 560 Kräfte gegen den Waldbrand gekämpft.
Zwei Wasserwerfer der bayrischen Polizei sind am Sonntag zur Unterstützung dazugestoßen.
Die Bundeswehr informierte, dass sie bis gestern Abend innerhalb von etwa 120 Flugstunden knapp 400 Umläufe geflogen ist und etwa 730.000 Liter Löschwasser
ausgebracht hat.
Perspektivisch ist eine Entspannung der Lage vor allem von der Witterung abhängig. Ein ergiebiger Landregen über mehrere Tage kann das Brandgeschehen deutlich
abmildern und die Arbeit der Einsatzkräfte wirkungsvoll unterstützen. In der aktuellen Situation gehen die Feuerwehren von umfangreichen Maßnahmen mindestens noch bis Wochenmitte aus. Alle
Anforderungen sind daher auch auf einen mittelfristigen Zeithorizont ausgelegt.
(Quelle: Pressestelle Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge via warnung.bund.de)
Waldbrand unter der Bastei
In den steilen Felshängen unterhalb der weltberühmten Bastei brach in der Nacht zum 18.7.2022, einem Montag, ein Feuer aus. Es war ein Riesen-Schreck, als die ersten nächtlichen Bilder in den sozialen Netzwerken auftauchten. Einem Inferno gleich stand der gesamte Felshang unter der berühmten Basteibrücke in Flammen. Trotz der exponierten Lage konnte der Waldbrand vergleichsweise schnell unter Kontrolle gebracht werden. Nach einigen Tagen Überwachung konnte die Basteibrücke wieder freigegeben werden.
Der Blick auf die fast 200 Meter tiefer liegende Elbe und die wildromantischen Felsenriffe unter der Basteibrücke ziehen Touristen aus aller Welt an. Nicht nur
Naturfreunden tut dieser Brand im Nationalpark in der Seele weh.
Der Felshang wurde aufgrund seiner Steillage nie forstlich genutzt. Daher stehen hier teils über 200 Jahre alte Kiefern, sogenannte Riffkiefern. Dazwischen bieten uralte Buchen und abgestorbene Bäume seltene Lebensräume für Fledermäuse, Eulen und Insekten. Auf dem kargen Sandstein haben sich über Jahrhunderte Felsheideflächen mit ihren so typischen, violett blühenden Heidekraut aufgebaut. Diese stellen den Humus für größere Sträucher und Bäume und wurden durch die Feuerglut auf einer Fläche von rund 2500 qm vernichtet.
Sicherlich gehören Waldbrände in der Natur dazu. Doch war der Auslöser mit 99%iger Wahrscheinlichkeit menschlicher Natur. Vielleicht war es eine unbedacht weggeworfene Zigarette, die im trockenen Nadelboden weiter glimmte und erst nach Stunden das Feuer entfachte.
Waldbrand am Prebischtor
Gerade eine Woche später in der Nacht zum Sonntag, dem 24.7.2022, brach oberhalb des tschechischen Grenzortes Hřensko / Herrnskretschen ein weiterer Waldbrand aus.
Zunächst gab es zwei Brandherde, die sich eigentlich nicht direkt an Wanderwegen befinden. Die tschechischen Feuerwehren konnten die Brände schnell unter Kontrolle bringen, doch sie ganz zu
löschen, gelang ihnen so schnell nicht. Tief sitzen die Glutnester im trockenen Waldboden. Als der Wind auffrischte, entfachte sich das Feuer neu und breitete sich schnell aus. Die riesige
Rauchsäule war bis Dresden und in die Lausitz zu sehen. Selbst auf dem Wetterradar konnte die gigantische Rauchwolke ausgemacht werden, die sich am Montagabend bis nach Görlitz und zum
Isergebirge hin ausbreitete.In den Medien wurde von besorgten Anrufern wegen des Rauchgeruchs berichtet. Nachdem am Dienstag der Wind gedreht hatte, war dieser bis nach Prag zu spüren, hieß
es.
In der Nacht zum Dienstag weiteten sich die durch den auffrischenden Wind erneut angefachten Brände in Böhmen aus. Oberhalb der Klammen fraß sich das Feuer bis ins kleine Dorf Mezna, wo letztlich acht Gebäude teils komplett ausbrannten. Das Dorf Vysoká Lípa mit rund 100 Einwohnern musste am Dienstagabend geräumt werden, weil die Gefahr bestand, dass es von den Flammen eingeschlossen wird. Auch Mezní Louka, ein Ausgangspunkt der Wanderung zum Prebischtor und Kamnitzklamm., war zuvor bereits evakuiert worden.
Mittlerweile kämpfen auch in der Böhmischen Schweiz die Feuerwehren mit Unterstützung von Polizei- und Armeehubschraubern sowie Löschflugzeugen. Dennoch breitete sich der Waldbrand auf eine Fläche von rund 1.000 Hektar aus.
Die beiden tschechischen Onlinezeitungen idnes.cz und denik.cz beschreiben die dortige Situation als "Inferno" und "Hölle". Die umfassenden Fotogalerien auf diesen Seiten vermitteln intensive Eindrücke während und nach dem Waldbrand.
Feuer kennt keine Grenzen - Waldbrand am Großen Winterberg
Trotz Einsatzes von rund 50 Feuerwehren, Hubschraubern und Löschflugzeugen gelang es nicht, den Brand in Tschechien einzudämmen. Das Feuer fraß sich weiter und sprang auch auf die deutschen Seite über. Der Aufruf, die Region Hintere Sächsische Schweiz zu verlassen und weiträumig zu meiden, zeigte die Brisanz der Entwicklung. An der Kipphornaussicht am Großen Winterberg und am Kleinen Winterberg und beim Frienstein entwickelten sich innerhalb weniger Stunden mehrere Brandherde. Im Zentrum des länderübergreifenden Nationalpark-Gebietes gibt es viel Totholz. Stehende, teil schräg hängende Fichtenstämme, seit 3, 4 Jahren abgestorben und durch die Hitzewelle der letzten Wochen gut ausgetrocknet, brennen wie Zunder. Der Zugang an die Brandherde ist schwierig. Auch auf deutscher Seite sind nun mehrere Feuerwehreinheiten alarmiert und vor Ort aktiv bei der Brandbekämpfung. Die Polizei stellte Wasserwerfer zur Verfügung.
Laut Angaben des Landratsamtes auf ihrer Facebookseite gibt/gab es seit Dienstag 26.7.22 fünf Einsatzschwerpunkte in der Hinteren Sächsischen Schweiz: an den Richterschlüchten, im Gebiet Bärenfangwände bis Pechofenstein, am Frienstein, am Müllerwiesenweg und an der Kipphornaussicht.
Urlaub in der Nationalparkregion des Elbsandsteingebirges weiter möglich
Trotz aller Unbilden der Natur - das wunderschöne Elbsandsteingebirge ist auch jetzt eine Reise wert! So schlimm die Auswirkungen im Einzelfall sein mögen: Niemand muss seinen Urlaub vorsorglich absagen, Zimmer stornieren oder unüberlegt abbrechen. Die Region lebt vom Tourismus und freut sich auch weiterhin auf ihre Gäste.
Hochwasser, Borkenkäferplage, Waldbrände - die früheren Erfahrungen zeigten: die vielen negativen Berichterstattungen verunsichern Urlauber und Besucher der Nationalparkregion jedes Jahr aufs Neue. Wer dem einzigartigen Gebirge und den Gastgebern treu bleibt, wird auch weiterhin erlebnisreiche und erholsame Tage dort verbringen können und sorgt dadurch auch dafür, dass mögliche negative Nebenwirkungen der Naturkatastrophen ein wenig abgemildert werden können.
Eine Bitte um Rücksicht - Wanderalternativen nutzen
Das Landratsamt bittet Touristen derzeit um besondere Rücksicht! Um die Retter nicht zu behindern sollte das Gebiet der Hinteren Sächsischen Schweiz um Bad Schandau
und Sebnitz weiträumig gemieden werden. Außerdem besteht Gefahr für Leib und Leben!
Für den linkselbischen Bereich um Königstein gibt es aktuell (26.7.22) keine Gefahr und keine Einschränkungen. Aus Richtung Pirna ist Königstein unproblematisch erreichbar. Wunderschöne Wanderalternativen für Urlauber der Sächsischen Schweiz seien beispielsweise das Bielatal, aber auch das etwas weiter entfernte Müglitztal und das Osterzgebirge.
Störend für Rettungskräfte ist es, wenn es sich auf der B 172 staut. Königstein und Bad Schandau sind Nadelöhre, außerdem müssen viele Tages- und Grenztouristen wieder umkehren, da die B 172 hinter dem Marktplatz am Hotel Lindenhof komplett gesperrt wurde. Urlaubern wird deshalb empfohlen, ihre Wanderungen auf der anderen (linken) Elbseite oder im Vorderen Teil des Nationalparks Sächsische Schweiz (im Wehlener Gebiet, im Basteigebiet, um Hohnstein oder am Lilienstein) zu planen.
Einfach beim Gastgeber oder den Touristinformationen vor Ort über alternative Wandertouren informieren!
Sehr schöne Wanderungen kann man auch auf der tschechischen Seite unternehmen. Hier gibt es kein allgemeines Waldbetretungsverbot. Im Osten der Böhmischen Schweiz bei Krasna Lipa oder linkselbig am Schneeberg oder in Tisa läßt es sich gut wandern. Fast ein Geheimtipp ist das Böhmische Mittelgebirge mit seinen vulkanischen Kegelbergen, das über Sebnitz oder von Pirna her über die Autobahn in 30 - 45 Min. gut erreichbar ist.
Tourentipps: Anregungen für diese Wanderregionen findet man auch in meinen Wanderführern und im Blog.
Warn-App: Wer sie noch nicht kennt - die Nina-App informiert über wichtige aktuelle Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen wie zum Beispiel Gefahrstoffausbreitung oder einen Großbrand. Auch Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserinformationen der zuständigen Stellen der Bundesländer sind integriert.
Nächtliches Betretungsverbot
Aufgrund der anhaltenden Trockenheit wurde das Betreten der Wälder Sachsens in der Nacht (21 - 6 Uhr) untersagt. Bei Waldbrandstufen 4 und 5 ist es kaum auszudenken, wenn sich über Nacht ein Waldbrand entwickeln und Wanderern im oft schwer zugänglichen Nationalpark-Wald der Rückweg abgeschnitten werden würde.
Eine solches Verbot ist nicht neu. Im Hitzesommer 2018 wurde wegen der extremen Trockenheit schon einmal ein solches Betretungsverbot ausgesprochen. Damals vor allem als präventive Maßnahme zur Verhinderung von Waldbränden.
Letztlich kam es dann doch zu mehreren kleineren und größeren Bränden in der Nationalparkregion. Im ganzen Jahr 2018 hatte es in der Sächsischen Schweiz nach Angaben der Nationalparkverwaltung insgesamt 15 Waldbrände gegeben. Damals hielt ein von Boofern verursachter Großbrand unweit der Basteifelsen Feuerwehr, Einwohner und Besucher in Atem. Der Brand vernichtete 15.000 qm der schützenswerten Felsenriff-Vegetation und verursachte horrende Kosten.
Update 7.8.22, Wald-Betretungsverbot nur noch für das Einsatzgebiet, also den „Nationalpark Hintere Sächsische Schweiz“ - ABER Waldbrandgefahr bleibt unverändert hoch!! Beachtet bitte das Rauchverbot im Wald!
Update 26.7.22 - 15.00 Uhr:
Forststeig während der Waldsperrung ebenfalls gesperrt - und nun wieder offen!
8.8.2022 - Auf der offiziellen Forststeig-Webseite des Sachsenforst www.forststeig.de wurde der Sperrhinweis kommentarlos entfernt. Somit sind die Trekkingplätze und -hütten ab sofort wieder offen.
26.7.22 - Sachsenforst informierte alle Forststeigpartner, dass der Weitwanderweg Forststeig geschlossen ist.
Nach dem Ausrufen des absoluten Betretungsverbot wollte man Klarheit schaffen, dass auch das Übernachten in den Trekkinghütten nunmehr untersagt ist.
Dies gilt mindestens so lange wie die extreme Waldbrandgefahr besteht.
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